Studientagung
Von der ominösen Studientagung haben wahrscheinlich viele von euch schon einmal gehört oder gelesen. Die meisten aber wissen gar nicht so genau, um was es bei der Studientagung eigentlich geht und für wen sie ist.
Die Studientagung wird einmal im Jahr von der Landeskirche angeboten. Sie ist verpflichtend für alle Theologiestudierenden, die ein badisches Examen machen möchten. Vorgesehen ist sie nach der bestandenen Zwischenprüfung und soll ein „Innehalten im Studium“ darstellen, das der Orientierung im Hinblick auf den Pfarrberuf dient. Der Tagungsort ist in Pforzheim-Hohenwart, die kompletten Kosten werden von der Landeskirche getragen.
Um euch den Einstieg ein bisschen zu erleichtern und damit ihr wisst, was euch erwartet, haben wir euch im Folgenden eine kleine Zusammenfassung der Studientagung im Juli 2021 geschrieben.
Tag 1: Einführung
Nach der Ankunft und dem Beziehen der Zimmer ging es direkt los.
Der erste Nachmittag war geprägt von verschiedenen Methoden, die dem Bewusstwerden und der Reflexion des Alltags im Pfarrberuf dienten. Dazu gehörte auch das Ansprechen des ein oder anderen Klischees – welches zum Teil vielleicht doch der Wahrheit entsprach. Zudem gab es erste Berührungspunkte mit dem Feld der Supervision – dazu später mehr.
Tag 2: Kirchliche und öffentliche Erwartungen
Am zweiten Tag besuchten uns Gäste aus zahlreichen Bereichen der Landeskirche. An sieben Tischen im Raum konnten wir paarweise mit diesen ins Gespräch kommen.
Das zentrale Thema war „Erwartungen an die Pfarrperson“. Vertreten waren der Präsident der Landessynode, zwei Ehrenamtliche, zwei Kirchenmusiker*innen, ein Diakon/Jugendreferent, zwei Pfarrerinnen, ein Ältester und ein ehemaliger Dekan.
Durch die 25-minütigen Gespräche hatten wir die Möglichkeit zu erfahren, wie die einzelnen Vertreter*innen die Rolle der Pfarrperson wahrnehmen und konnten auch selbst kritische Fragen stellen.
Tag 3: Person und Amt
Die Pfarrerin Heike Springhardt war eingeladen, mit uns über Person und Amt im Pfarralltag zu sprechen. Nachdem wir uns in kleinen Gruppen darüber ausgetauscht hatten, welche Amtsträger*innen uns geprägt haben, präsentierte Heike Springhart uns Impulse aus ihrer Sicht und Erfahrung rund um Amt, Person und Beruf. Zum Nachdenken regte beispielsweise die Frage nach dem Siezen vs. Duzen im Pfarralltag an. Während natürlich auch ernstere Themen angesprochen wurden, war der Vormittag doch auch von viel Humor geprägt.
Nachmittags hatten wir die Möglichkeit in Kleingruppen über bestimmte von uns ausgewählte Themen konkreter zu diskutieren. Viele Fragen konnten mit Frau Springhardt direkt geklärt werden. Im Plenum konnten wir anschließend auch kritischere Rückfragen noch besprechen. So diskutierten wir am Nachmittag beispielsweise über das Thema Kleidung und über Macht der Kirche als Arbeitgeber.
Tag 4: Kompetenzen am Ende der Ausbildung
In Gruppenarbeit erstellten wir eine Kompetenzmatrix, in der die verschiedenen Aspekte des Pfarramts im Hinblick auf die benötigten Kompetenzen dargestellt wurden. Außerdem reflektierten wir diese im Hinblick auf unsere eigene Perspektive als Pfarrperson.
Im Anschluss gab es ein Gesamtfeedback für den Studienkurs, bei dem wir anonym unsere Rückmeldungen geben konnten, also was uns gut gefallen hat und was wir für die Zukunft gerne anregen würden.
Supervision
Vielleicht habt ihr den Begriff „Supervision“ schon einmal gehört und wisst, was sich dahinter verbirgt oder aber ihr könnt euch noch nicht so viel darunter vorstellen.
In der Supervision, welche es sowohl im Gruppen- als auch im Einzelformat gibt, sollen – von Supervisor*innen geleitet – professionelle und persönliche Erfahrungen und Konflikte betrachtet und reflektiert werden.
Die Supervision wird angehende Pfarrer*innen im Vikariat aber auch im späteren Pfarrdienst begleiten. Ein erstes Kennenlernen mit der Supervision findet auf der Studientagung statt. Dafür begleiteten uns drei Supervisor*innen, die für ihre jeweiligen Supervisionen drei verschiedene Ansätze vertraten. Für jeden Abend war eine Gruppensupervision mit fünf Studierenden und dem oder der Supervisor*in angesetzt, am letzten Tag gab es zusätzlich eine Einzelsupervision.
Die Supervision ist ein geschützter Raum: die Inhalte und Themen, die besprochen werden, sind vertraulich und werden nicht weitergegeben. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass sie Supervision keine theologische Reflexion ist.
Eine wichtige Erkenntnis ist, sich selbst darüber bewusst zu werden, welche Art von Supervision für einen selbst am besten passt: möchte man zum Beispiel nur reden, verschiedene Stressbewältigungsmethoden lernen, oder mit Bewegung arbeiten? Unser Tipp: Wählt eine Gruppe und reflektiert für euch selbst, ob euch diese Methode anspricht oder nicht! Das kann euch später im Vikariat vielleicht auch helfen, eine geeignete Gruppe/ein*e passende*r Supervisor*in zu finden.
Unterkunft und Essen
Die Tagung findet im Hohenwart Forum in Pforzheim-Hohenwart statt. Das Gelände liegt in der Natur und ist sehr weitläufig. Die Zimmer sind sauber und durch Corona hatte jede*r von uns ein Einzelzimmer, was natürlich sehr angenehm war.
Das Essen war meistens sehr lecker: auswählen konnte man zwischen einem Gericht mit Fleisch und einem vegetarischen Gericht. Besonders lecker war auch das vielfältige Salat-Buffet und die große Auswahl beim Frühstück. Generell werdet ihr während der Tagung definitiv nicht verhungern oder verdursten!
Das „Drumherum“
Die Tagung nimmt viel Zeit in Anspruch! Von morgens bis abends gibt es Programm – aber natürlich auch Pausen dazwischen, in denen es sowohl Raum gab, sich zurückzuziehen als auch mit den anderen Teilnehmer*innen ins Gespräch zu kommen.
Das hat uns trotzdem nicht daran gehindert, abends auch gerne noch einen Wein, ein Bier oder einen Cocktail (oder eine alkoholfreie Alternative) an der Bar zu trinken. Das abendliche, informellere Zusammenkommen, Reden und Spielen hat sicherlich auch noch zur ein oder anderen Beantwortung von Fragen und Unsicherheiten bezüglich der eigenen Zukunft geführt.
Fazit
Fünf Tage lang Studientagung klingt sehr viel – und das ist es auch. Durch die Studientagung konnten jedoch sehr viele Fragen und auch Unsicherheiten bezüglich z.B. des Vikariats und der weiteren beruflichen Zukunft geklärt werden.
Außerdem hat die Tagung sehr geholfen, noch einmal den Pfarrberuf selbst besser kennenzulernen und auch eigene Erwartungen und Ängste anzusprechen und mit der Realität abzugleichen.
Wir haben jedoch auch angemerkt, dass viele von uns noch Mitten im Studium stehen und der Pfarrberuf selbst und alles drum herum sehr weit weg ist. Wir sind sicher, dass die Anregung, den Fokus der Studientagung auch auf das Studium selbst auszuweiten, in Zukunft noch mehr berücksichtigt wird!
Der Umstrukturierungsprozess der Landeskirche hat bei vielen von uns einen starken Eindruck hinterlassen. Auf der einen Seite ist vieles, was die Zukunft der Kirche (und unsere Zukunft in der Kirche) anbelangt, noch sehr „schwammig“ geblieben, weil gerade viel Veränderung passiert. Auf der anderen Seite haben wir vermittelt bekommen, dass insbesondere durch diesen Prozess in Zukunft noch mehr Flexibilität gegenüber dem Pfarrberuf zu erwarten ist. Eine Botschaft ist nachhaltig geblieben: Du findest deinen Platz in der Kirche, so wie du bist!